Montag, 10. März 2014

Leben mit Töchtern #001 - Das Kreisch-Paradigma

Meine Töchter wachsen ohne Mutter, und damit ohne signifikant relevanten weiblichen Part in der Erziehung auf. Die weiblichen Einflüsse beschränken sich auf zwei postklimakterische Grossmütter und eine langzeitpubertierende Stiefschwester.
Ich selbst betrachte mich als ausserordentlich gelassenen Vater mit sehr viel Chill-Potenzial.
Nichts desto trotz kämpfe ich täglich mit der Hysterie. Ich kann also nur davon ausgehen, dass eben diese genetisch verankert ist, im Mädel-Genom, und sich extrinsisch de facto kaum beeinflussen lässt.

Ein Fallbeispiel:




Heute. Die Kinder verbrachten den Tag bei der Uroma, also meiner Grossmutter, da sich die andere Oma gerade bewellnessen lassen muss. (Was sie definitiv verdient hat, ohne ihren unermüdlichen Einsatz wäre unser aller Leben auf die gegebene Art und Weise nicht durchführbar).

Da die Uroma mit ihren 78 Jahren nurmehr ungern Auto fährt und überdies nicht über die erforderlichen Kindersitze verfügt, holte ich Tochter 1 und 2 gegen kurz nach 17 h bei ihr ab, nicht ohne vorher Pommes einzukaufen und den Stiefteen einzusammeln, die zuvor in der Musikschule war.

Bereits im Aufzug (den gibts im Wohnbunker der Uroma) begann Tochter 1 (die mit den 4 3/4 Lebensjahren) schrill unter Flüssigkeitsverlust über die Sehorgane zu schreien. Weil nämlich Tochter 2 (mit den 2 3/4 Lebensjahren) vor etwa zwei Wochen mit dem Schädel gegen die sich schließende Aufzugtür gelaufen war, was sie selbst locker und kommentarlos wegsteckte, bei ihrer älteren Schwester aber augenscheinlich ein Aufzugstürentrauma hinterließ.

Kaum im Auto, schriehen dann beide aus vollem Halse in gesundheitsgefährdendem Frequenzbereich, weil Tochter 2 hinten sitzen musste, da Tochter 1 ja vorne saß, und Tochter 1 immer dann schreit, wenn Tochter 2 sich "unrund" zeigt.

Zur Perfektion meines Momentglückes schrie auch noch die Teenagerin schrill auf, weil ich ihr beim Zurückfahren meines Sitzes leider auf den zwischenzeitlich unbeschuhten Fuss fuhr.

Nach 5 Minuten Fahrt, in jenen ich mir lebhaft und seelig-träumerisch vorstellte, wie erbaulich es doch sein könnte, führe mir ein Schienenfahrzeug gleichzeitig beide Ohren ab (Logik musste ich hintenanstellen, 3 kreischende Weiber fordern bereits sehr und ich musste auch auf den Strassenverkehr achten), erreichten wir das traute Heim.

Tochter 1 steigt inzwischen selbstständig aus, Tochter 2 und dem Teending muss ich nach wie vor behilflich sein. Während ich also noch damit beschäftigt bin, alle Insassinnen aus meinem Auto zu entfernen, SCHREIT Tochter 1 plötzlich gellend, extrem laut und extrem schrill auf. Ihre jüngere Schwester stimmt SOFORT, ohne nähere Kenntnis der Situation, in eben dieses ohrenzerfetzende Geschrei ein und auch die 17jährige Stieftochter erreicht aus dem Stand glasbrechende Frequenzen in kaum vorstellbarer Lautstärke.

Zwischenfazit: Ich bin einfach nur mit meinen Mädels nachhause gefahren, kaum ausgestiegen, schon kreischen alle in angenommener Todesangst, ohne erkennbare oder kommunizierte Ursache.

Vor meinem geistigen Augen spulen sich ausgestochene Augen, pulsierend blutende Fleischwunden, offene Schädel und aus Ohren quillende Hirnmasse ab. Von einem augenblicklichen Herzinfarkt bewahrt mich einzig die mir aufgetragene Verantwortung für diese drei Teufelsbräute des Wahnsinns.

Bei der anschließenden Situationsanalyse stellte sich heraus: Tochter 1 hatte versucht, das Gartengatter zu öffnen und sich dabei FAST den Finger eingeklemmt. Dieses Fastfingereinklemmen löste spontan, aber kurzfristig eine Panik in ihr aus, weshalb sie kreischte. Tochter 2 kreischte, weil sie immer das gleiche tut, wie Tochter 1. Die Stieftochter begann schließlich hysterisch zu schreien, weil die beiden Kleinen schrien.

Im Fazit: Absolut NICHTS ist passiert, keine Verletzten, keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Ausser bei mir. Im Zuge dieser komplett sinnfreien Aufregung bin ich erneut an nur einem Tag um Jahre gealtert, was jedoch auch sein Gutes hat: Ich muss diesen Wahnsinn nicht mehr ganz so lange durchstehen.

Aus Rache gab es dann Pommes und Burger. Es existiert nichts Entspannteres, Ruhigeres und Verträglicheres, als ein weibliches Wesen mit hochkalorischem  Junkfood zwischen den Zähnen. Altersunabhängig.

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