Dienstag, 25. Februar 2014

Rabenvater

Heute morgen, um exakt 06:23 Uhr, wurde ich laut, gegenüber meinen Töchtern, immer noch 2 1/2 und 4 1/2 Jahre alt.
Zuvor hatten Sie mich um 23:59 Uhr, um 01:27 Uhr und um 04:34 Uhr laut kreischend zu sich zitiert.  Wie eigentlich jede Nacht, seit 4 1/2 Jahren, eigentlich war die Letzte mit nur vier "Erweckungserlebnissen" sogar noch eine Niederfrequente.

Aber um 06:23 Uhr platzte mir sprichwörtlich der Sack. Ich hielt, laut tönend, vor verdatterten Kindern einen Vortrag über seelisches Gleichgewicht, die Auswirkungen von Schlafmangel im Allgemeinen und den Umstand, dass ich zu ihrer Existenzsicherung gezwungen bin, täglich mindestens 10 Stunden konzentriert für meinen Job zu arbeiten.
Darüber, dass ich es als Unverschämtheit empfinde, mir von Kindern dieses fortgeschrittenen Alters sinnlos die Nachtruhe stehlen lassen zu müssen (Die schreien, wollen aber nichts von mir. Vermutlich trachten sie lediglich nach der Gewissheit, ich sei noch da und nicht mit der nächstbesten Koksnutte in die Karibik durchgebrannt).

Sie seien ja nun keine Babies mehr, lamentierte ich. Es könne auch nicht sein, dass mich Kinder dieses Alters, die ja nun offenkundig reif genug für dedizierte und fast unbezahlbare Wünsche an mich sind, mich zu zerstören trachteten, so sie doch von mir, und mir allein, vollständig abhängig seien.

Vermutlich wagte ich auch noch einen kurzen Exkurs in die Weltpolitik, bin mir da aber nicht mehr zu 100% sicher.

Als mir die Worte ausgingen, gerade als ich begann mich ob meines Auftrittes so RICHTIG schlecht zu fühlen, bemerkte ich das wohlige Schnarchen aus beiden Kindsgesichtern.

Beide schliefen durch bis 07:45 Uhr, bis ich sie zum Kindergarten der Älteren wecken musste.

"Papa, ich hab so R I C H T I G guuuut geschlafen, heute Nacht!", erklärte mir die Ältere beim Frühstück. Und die Jüngere nickte glaubhaft zustimmend.

Ich bin auf die nächste Nacht sehr gespannt. Und ich schäme mich nur noch ein bisschen.